Qualitätsoffensive Ganztag

OGS-Entwicklung aus Kinderperspektive

15. November 2020

#Kinderkonferenz an der Schule Kunterbunt in Köln

Am 15. November 2019 fand in der Schule Kunterbunt in Köln die erste Kinderkonferenz zum Thema „OGS-Entwicklung aus Kinderperspektive“ statt. Im September war die „Partizipation von Kindern im Ganztag“ bei der dritten OGS-Akademie bereits Thema – nun stand die Perspektive der Kinder im Vordergrund.

Insgesamt elf Schüler und Schülerinnen der 2. bis 4. Klassen sowie sieben erwachsene Begleitpersonen (Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeit) von drei Projektschulen nahmen teil. Die Rolle der Erwachsenen bestand an diesem Tag darin, die Ideen und Einschätzungen der Kinder zu hören und die Kinder anschließend in ihren Anliegen zu unterstützen.

An vielen Schulen gibt es zwar bereits Gremien wie Schüler/innen-Parlamente, Klassen- oder Gruppenrat. Bereits das große Interesse an der OGS-Akademie zum Thema Partizipation machte jedoch deutlich: Bei der ernsthaften Beteiligung von Kindern an Offenen Ganztagsschulen – besonders an den ‚großen‘ Themen wie der Einbindung von Kinderperspektiven in die Ganztagsschulentwicklung – gibt es noch Nachholbedarf.

Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder stärken

Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, interessierte Schulen in der Umsetzung von mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder zu bestärken, einen schulübergreifenden Austausch herzustellen und konkrete Projekte der Kinder zur Verbesserung der Qualität im Ganztag an ihren Schulen umzusetzen. Bis zu den Sommerferien sind weitere vier Kinderkonferenzen geplant, die von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft konzipiert, organisiert und moderiert werden. Gleichzeitig lassen sich durch die partizipative Gestaltung der Veranstaltungen methodische Ideen für mehr Beteiligung von Kindern an der eigenen OGS gewinnen.

Mit dabei sind vier Schulen aus dem Projekt Qualitätsoffensive Ganztag aus Köln und Rhein-Erft-Kreis: Die Grundschule Zwirnerstraße, die Nikolaus-Groß-Schule, die Schule Kunterbunt (Köln) und die Christinaschule (Pulheim). Die teilnehmenden Offenen Ganztagsschulen haben sich vorgenommen, die Rückmeldungen und Perspektiven der Kinder stärker in die Gestaltung der Abläufe und Angebote im Ganztag einfließen zu lassen und werden darin bis zu den Sommerferien von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft begleitet.

Das erste Treffen fand an der Schule Kunterbunt statt. Nach einer Vorstellungsrunde wurden gemeinsam „Regeln für das Miteinander“ beschlossen. Besonders wichtig dabei: Jede Meinung zählt, und jede Frage ist wichtig und willkommen – egal ob von Kindern oder von Erwachsenen. Anschließend galt es, wichtige Begriffe zu klären, um sicherzustellen, dass alle von denselben Dingen sprechen, wenn wir bestimmte Begriffe verwenden, wie zum Beispiel OGS oder Partizipation. Denn OGS meint für uns die Offene Ganztagsschule, also den ganzen Tag von morgens bis nachmittags. Auch die Grenzen und Möglichkeiten von Veränderungsvorschlägen wurden gemeinsam ausgelotet: Dabei wurde die Idee, eine Achterbahn auf dem Schulhof zu bauen, gleich von den Kindern als unrealistisch eingeschätzt: „Das ist zu groß, zu gefährlich und zu teuer!“ Da wären größere Fußballtore, an denen man sich nicht den Kopf stößt, doch eher eine Idee.

Was funktioniert gut in der OGS?

Zu den Fragen „Was gibt es alles Gutes an deiner OGS?“, „Was macht richtig Spaß?“ und „Was funktioniert gut in der OGS?“ wurde eine Vielzahl an Aspekten von den Kindern genannt, darunter die gute Ausstattung der eigenen Schule mit Hofspielsachen und digitalen Medien, die Bauecke, der Entspannungsraum und das Schulobst für alle. Hervorgehoben wurden außerdem Feste und Ausflüge („Mal raus aus dem Klassenzimmer!“), ebenso schulspezifische Praktiken wie die Methode der „Warmen Dusche“ oder die gemeinsame Gestaltung einer Wochenfeier. Anschließend verdeutlichten die Kinder durch Klebepunkte, welche dieser Ideen sie besonders interessant fanden, und welche sie sich auch an ihrer OGS wünschen würden. Dabei fiel auf: Das Mittagessen sowie das „Schulobst“ ist aus Kindersicht entscheidend für das Wohlbefinden, genauso wie Ausstattung und viel Platz zum Spielen.

In einem nächsten Schritt erklärten die Kinder, was ihnen bisher an ihrer OGS nicht so gut gefällt und in welchen Bereichen des OGS-Alltags sie Veränderungsbedarf sehen. Es gab einige Rückmeldungen zu inhaltlichen Themen: Die Kinder wünschen sich mehr Möglichkeiten, Inhalte und Themen mitauszuwählen (bspw. „mehr Projekte mit Tieren“ oder Recherche zu eigenen Fragestellungen) oder auch, die Art der Umsetzung und Vorgehensweisen mitzubestimmen (z.B. mehr Sprechen im Englisch-Unterricht). Ein zentrales Anliegen war den Kindern auch, mehr Entscheidungsfreiheiten im Tagesablauf zu haben: „Warum dürfen wir nach dem Mittagessen nicht selbst entscheiden, in welche Räume wir gehen möchten?“, „Warum ist die Bibliothek nur so selten geöffnet?“ Die Kinder forderten außerdem, dass die Regeln an der OGS für alle gelten, auch für die Erwachsenen: „Warum dürfen die Kinder zum Beispiel keine Süßigkeiten essen, aber die Erwachsenen im Teamzimmer schon?“, „Warum gelten bestimmte Regeln des Umgangs miteinander nicht auch für den Hausmeister an der Schule?“ und „Warum gelten Regeln zum Umgang mit Konflikten nicht auch, wenn der Konflikt zwischen einer Lehrkraft und Schüler/innen auftritt?“ Auch das Mittagessen und der Außenbereich der Schule standen im Fokus: Es wurde der Wunsch formuliert, dass der Schulgarten häufiger für die Kinder zugänglich ist und dass das Mittagessen besser schmecken soll.

Zum Abschluss wurde der Fahrplan für das weitere Vorgehen bis zu den Sommerferien vorgestellt. Nachdem bei unseren Auftakttreffen bereits zahlreiche Ideen für kleine und große Veränderungen im OGS-Alltag unter Beteiligung der Kinder zusammengekommen sind, geht es nun bis zum nächsten Treffen darum, sich dazu erste Rückmeldungen des pädagogischen Teams sowie der anderen Schülerinnen und Schüler in den beteiligten OGSen einzuholen und gegebenenfalls weitere wichtige Anliegen und Bedarfe zu ergänzen. Beim zweiten Treffen kurz vor Weihnachten werden wir uns vor allem noch einmal der Frage widmen: „Was macht eine gute OGS aus Sicht der Kinder aus? Welche Wünsche und Visionen der Kinder können in die zukünftige Entwicklung der OGS einfließen?“

Vor den Sommerferien sollen die Ergebnisse der Prozesse einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden; wie und in welchem Rahmen, das wird gemeinsam mit den Kindern beschlossen.

Partizipation im Ganztag

OGS-Entwicklung aus Kinderperspektive

Präsentation zum Download (PDF, 1MB)