Qualitätsoffensive Ganztag
Die Einführung von Ganztagsschulen in Deutschland im Jahr 2003 sollte allen Lernenden bestmögliche Chancen und Teilhabe ermöglichen. Es gilt, die Chancen ganztägiger Bildung zu nutzen und das Recht auf Inklusion zu verwirklichen. So bietet eine ganztägige Organisation die Möglichkeit, kindorientierte Formen der Rhythmisierung umzusetzen. Auf diese Weise können zukunftsgerichtete Lernformen und eine Vielfalt an Methoden eingesetzt sowie eine bedarfsorientierte Tagesgestaltung geschaffen werden. Die Kooperation verschiedener Berufsgruppen in inklusiven ganztägigen Bildungseinrichtungen ermöglicht neue Blickwinkel auf das Kind, kann die Qualität in der Förderung erhöhen und macht deutlich: Gemeinsames Fördern kann bereichernd wirken.
Während sich jedoch seit der Einführung von Ganztagsschulen in Deutschland im Jahr 2003 ganztägige Bildungsangebote quantitativ stark entwickelt haben, zeigen verschiedene Studien (StEG-Studie, BiGa NRW), dass wir nach über 15 Jahren Ganztagsschulentwicklung in Bezug auf qualitative Aspekte erst auf halbem Weg sind: Soziale Selektion ist nicht reduziert worden und sinnvolle Rhythmisierung ist selten, sodass sich die Tradition des deutschen Sonderwegs einer Halbtagsschule häufig fortsetzt. Ein geteiltes Bildungsverständnis ist nach wie vor nicht selbstverständlich. Die Arbeitsbedingungen des außerschulischen Personals sind oftmals prekär und finanziell unattraktiv. Zudem liegt die Steuerung der ganztägigen Bildungseinrichtungen aus rechtlichen Gründen in der Regel in verschiedenen Händen, sodass eine gemeinsame Arbeit erschwert wird.
Projektziel
Ziel der „Qualitätsoffensive Ganztag“ ist die Förderung eines multiprofesssionellen Austauschs über das gemeinsame pädagogische Handeln im Ganztag, sowie der Aufbau von Vertrauen, gegenseitiger Anerkennung und Strukturen zur planvollen Kommunikation aller beteiligten Akteure im Ganztag.
Folgende Themenfelder des Ganztags können dabei in den Blick genommen und gemeinsam bearbeitet werden:
- gemeinsame Leitbildentwicklung im Rahmen der Schulprogrammarbeit,
- abgestimmte Programmgestaltung: Monats-/Wochenplanung,
- Erarbeitung abgestimmter Regeln im Ganztag,
- gemeinsame Planung der Förderung aller Kinder = „Individuelle Lern- und Entwicklungsplanung“,
- gemeinsame Praxisberatung und Krisengespräche, Alltagsinformationsfluss und Absprachen,
- gemeinsame Projekte, Fortbildungen, pädagogische Konferenzen, Elternsprechtage, Hilfeplangespräche, …
- eine flexible, multifunktionale und gemeinsame Raumnutzung,
- der gemeinsame Team-Raum (als Metapher und als realer Raum),
- informelle Treffen.
Beteiligt sind dabei alle Akteure im Ganztag: Schul- und pädagogische Leitungen, pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Kinder, Eltern, Therapeutinnen und Therapeuten, temporäre Projektmitarbeitende und Projektträger z.B. aus dem Bereich Kultureller Bildung, Sportvereine u.a.
Die Umsetzung
Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft unterstützt den exemplarischen Prozess an den ausgewählten Offenen Ganztagsgrundschulen durch externe Prozessbegleitungs-Tandems: Diese vereinbaren gemeinsam mit den Akteuren vor Ort konkrete Schritte und definieren individuelle Qualitäts-Meilensteine. Auf kommunaler Ebene finden Steuergruppentreffen mit multiprofessionellen Vertreterinnen und Vertretern aus Schule und Jugendhilfe (Praxis und Verwaltung) statt, bei denen die Reflexion des Prozesses und die Organisation kommunaler Vernetzungsstrukturen im Vordergrund stehen.
Im Rahmen des Projektes bieten wir für Projektteilnehmende und Interessierte verschiedene Veranstaltungen und Programme an:
- Die OGS-Akademie mit wechselnden Schwerpunktthemen fördert den Austausch untereinander und eröffnet Perspektiven auf einen partizipativen Schulentwicklungsprozess.
- Beim Lernreiseprogramm OGS on Tour sind multiprofessionelle Teams aus Praxis, Verwaltung und Forschung zum „Blick über den Tellerrand” eingeladen, um gemeinsam Ideen für den eigenen Standort zu entwickeln.
- Im Format der Kinderkonferenz wird deutlich, wie viel Potential und welch besondere Qualität in der Einbeziehung der Kinderperspektiven für die OGS-Entwicklung steckt.