Qualitätsoffensive Ganztag

Kennenlernen und Austausch der Projektschulen

10. Juli 2019

Rhein-Erft, Köln und Bonn

Am 10. Juli kamen Vertreterinnen und Vertreter aus den Projektschulen der „Qualitätsoffensive Ganztag“ sowie aus den Verwaltungen in Bonn, Köln und dem Rhein-Erft-Kreis zusammen. Kennenlernen, Austausch und erste Vernetzungen zwischen den Schulen und kommunalen Vertretungen waren das Ziel der Veranstaltung. Nach den Sommerferien starten die Prozessbegleitungen im Tandem an den sechs ausgewählten Bonner Schulen. Dabei stehen die Fragen und Herausforderungen der Schulen im Fokus: Welche Baustellen haben wir in der Verknüpfung formaler und non-formaler Bildung? Welche Qualitätsbausteine möchten wir angehen? Hier unterstützt der Blick von außen, den die externen professionellen Prozessbegleiter/innen mitbringen. Ein wichtiger Grundsatz dabei: Systemische Prozessbegleitung verzichtet auf Ratschläge, sie lädt ein zum Perspektivwechsel und berücksichtigt die Wirklichkeitskonstruktionen und die Ressourcen der Akteurinnen & Akteure. [1]

„Wir möchten die Schulen dabei unterstützen, in den Dialog zu treten, indem wir den Raum für einen Austausch untereinander eröffnen und helfen, unterschiedliche Perspektiven sichtbar zu machen. Dabei wollen wir gemeinsam mit den Schulen ein strukturelles und organisatorisches Gerüst für den Ganztag entwickeln, damit in Zukunft auch ohne eine externe Prozessbegleitung Veränderungsprozesse partizipativ angelegt und gestaltet werden können.“
Ira Schumann & Frank Liffers, Prozessbegleitungs-Tandem


Was hat sich in den letzten Jahren am Standort bzw. im eigenen Wirkungsbereich verändert? Unter der Fragestellung blickten Rhein-Erft-Kreis und Köln auf den eigenen Prozess. Als Erfolg zählen die Teilnehmenden ein neu entstandenes Bewusstsein für ein „Wir“, wo zuvor noch in der klassischen Trennung von Vor- und Nachmittag gedacht wurde. Dieser Ansatz wurde durch die Prozessbegleitung (wortwörtlich) kräftig durchmischt.

Von „wir haben eine OGS“ zu „wir sind eine OGS“

Wichtige Grundlagen bei dieser Entwicklung sind zum Beispiel ein gemeinsamer Teamraum und eine gemeinsame Sprache. Kleine Schritte auf dem Weg zur Veränderung können auch eine Fotowand sein, auf der alle Mitarbeitenden gemeinsam abgebildet sind und nicht (mehr) nach Profession differenziert wird. Dass ein solcher Prozess anstrengend ist und viel Arbeit macht, sich aber für alle Beteiligten lohnt, darüber waren sich alle Teilnehmenden einig: Nach den ersten Schritten macht Veränderung richtig Spaß!

Im Dialogforum waren die Teilnehmenden zur Diskussion in kleineren Gruppen aufgefordert. Einstimmig sollten sie die Entwicklung des Ganztags in den letzten 15 Jahren auf einer Skala von 1-10 einschätzen und der Zahl ein Wort zuordnen. Das Ergebnis: von 4 bis 7,5 wurde die Entwicklung beziffert und Bedarfe („Baustelle“, „Luft nach oben“) und bisherige Erfolge („Zusammenwachsen“) formuliert.

Im Anschluss ging es um die Themen, die momentan im Ganztag obenauf liegen. Eine Mentimeter-Abfrage zeigte, wie vielfältig die Herausforderungen sind. Sehr häufig genannt wurden die Themen „Wertschätzung“, „Raum“ und „Kommunikation“. Als zentral wurden außerdem „Struktur“, „Zusammenarbeit“, „Rhythmisierung“, „Partizipation“, „Zeit“, „Qualitätsstandards“ und „Freiraum“ benannt. Die Teilnehmenden formulierten auch aktuelle Bedarfe, z.B. den Wunsch nach mehr Austausch (auch schulübergreifend) und mehr Zeit (zum Beispiel für gemeinsame Besprechungen), eine bessere Finanzierung, sinnvolle Raumkonzepte, eine Verbesserung der Essenssituation sowie die Zusammenarbeit von Schulen und Verwaltung. Gleichzeitig waren die Anwesenden aufgefordert zu überlegen, welche Fähigkeiten, Ressourcen und Stärken bereits vorhanden sind. Am Ende kam hier eine Vielzahl positiver Aspekte zusammen: Zum Teil gibt es bereits multiprofessionelle Teams, die den ganzen Tag gemeinsam gestalten und stets das Kind mit seinen Bedürfnissen im Blick haben. Grundlegende Werte wie Offenheit, Transparenz, Augenhöhe, Motivation und ein wertschätzender Umgang sind allen wichtig. Und nicht zuletzt wurden in den vergangenen Jahren sehr viele Erfahrungen und insbesondere Ausdauer gesammelt, worauf sich aufbauen lässt.

Fazit

Die Teilnehmenden ließen sich kaum von Gesprächen abbringen und mussten nach den Dialogrunden mühselig zur Ruhe gebracht werden – wenn das Ihre Schüler/innen wüssten! Für uns war dieser Nachmittag aber genau deswegen ein voller Erfolg: Vernetzung und persönlicher Austausch ist bei diesem (und jedem anderen Prozess) unheimlich wertvoll! Es wurde außerdem deutlich, wie viele ‚Schätze‘ die Schulen bereits aufweisen. Die Motivation, etwas zu verändern und dabei auf bisherigen Erfahrungen aufzubauen ist hoch. Nach den Sommerferien starten nun auch die Bonner Schulen in den Prozess – wir sind schon sehr gespannt!

 

Literatur

[1] Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft: Inklusion auf dem Weg. Das Trainingshandbuch zur Prozessbegleitung. Berlin 2015. 203.