Qualitätsoffensive Ganztag

OGS on Tour: Lernreise zur Rosenmaarschule Köln

5. Juli 2019

Blick über den Tellerrand

Am 5. Juli 2019 waren wir mit 15 Teilnehmenden aus den Projektschulen der Qualitätsoffensive Ganztag an der Rosenmaarschule in Köln zu Gast. Schwerpunkte waren Team, Raum, Lernformate.

Begrüßt wurden wir von Walter Heilmann – als ehemaliger und langjähriger Schulleiter fühlt er sich der Rosenmaarschule nach 43 Jahren noch immer eng verbunden – auch wenn er eigentlich 2014 in den Ruhestand gegangen ist, verabschiedet hat er sich noch nicht. Im Gegenteil: Den Schatz an Erfahrungen teilt Walter Heilmann inzwischen freiberuflich mit anderen Schulen – als Schul(bau)berater unterstützt er sie in ihrer Entwicklung.

Multiprofessionelle Teams

Die Teilnehmenden verteilten sich direkt in Tandems auf die sechzehn Stammgruppen, um in der Lernzeit zu hospitieren. Die Rosenmaarschule ist eine inklusive Grundschule mit gebundenem Ganztag. Rund 420 Schülerinnen und Schüler gehen hier zur Schule, bei einer durchschnittlichen Klassengröße von 26 Kindern sind 4-6 Kinder mit Förderbedarf dabei. Je zwei jahrgangsübergreifende Stammgruppen mit Kindern der Jahrgänge 1-4 sind zu einer Tandem-Einheit zusammengefasst. In der Kernzeit lernen die Schüler und Schülerinnen in ihrer jahrgangsübergreifenden Stammgruppe, in der Kurszeit werden sie jahrgangs- bzw. leistungsspezifisch in Gruppen eingeteilt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (also Lehrkräfte, Erzieher/innen, Sonder- und Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Inklusionsbegleitungen, Referendare etc.) beider Stammgruppen bilden ein multiprofessionelles Team, das gemeinsam die Vorbereitung übernimmt und die Lehrpläne erstellt. Durch ein ganztägiges Arbeitszeitmodell aller Mitarbeiter/innen ist gesichert, dass es übergreifende Teamstrukturen aus Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften gibt.

 

„Die gemeinsame Vorbereitung im multiprofessionellen Team ist eine große Entlastung. Das war für mich eine neue Erfahrung, ich bin erst vor zwei Jahren an die Schule gewechselt.“

Lehrerin der Stammgruppe 12

Ⓒ Thomas Wolf, Gotha

Lernformate

Wir kommen pünktlich zur „Schreibzeit“ in die Stammgruppe 12. In der großen Autorenrunde sitzen die Kinder im Kreis auf dem Boden. Heute liest Maja aus dem zweiten Jahrgang die Geschichte vor, die sie in der letzten Schreibzeit geschrieben, und mit Unterstützung einer „Schreibexpertin“ aus dem vierten Jahrgang überarbeitet hat. Die anderen Schülerinnen und Schüler geben anschließend Feedback, sagen Maja, was ihnen besonders an ihrem Text gefallen hat, stellen Fragen und geben Tipps zur Überarbeitung des Textes. Im Anschluss finden sich die Kinder zu kleineren Gruppen zusammen, verteilen sich auf den eigenen Stammgruppenraum, den gemeinsamen Gruppenraum, den sie mit der benachbarten Stammgruppe teilen, und auf Sitznischen auf dem Flur, um weiter an eigenen Texten allein und in Gruppen zu arbeiten. Die benachbarte Stammgruppe hat zur selben Zeit „Schreibzeit“, der Zeitplan für die freie Lernzeit ist im multiprofessionellen Team abgestimmt, sodass alle Mitarbeitenden sich zwischen beiden Stammgruppen bewegen und da sind, wo die Kinder Unterstützung benötigen. Uns fällt auf – knapp eine Woche vor den Schulferien arbeiten die Schülerinnen und Schüler konzentriert und leise an ihren Texten. Die gemeinsamen Regeln („Regeln wie wir miteinander spielen und sprechen: Anschauen, Ausreden lassen, Spielen und überlegen gemeinsam. Alle machen mit!“) sind von allen Kindern verstanden und akzeptiert.

Ⓒ Thomas Wolf, Gotha

(Frei-)räume

Ein Großteil des Schulgebäudes stammt aus den 1950er-Jahren und besteht, mit An- und Neubauten (zuletzt entstand 2008 eine Turnhalle), aus mehreren Gebäudeteilen. Alle Lern- und Unterrichtsbereiche sind ins Erdgeschoss verlagert, in allen Räumen gibt es einen direkten Zugang zum Außenraum – so können die Flure („Erschließungsflächen“) größtenteils als Lernorte einbezogen werden. Team-, Besprechungs- und zentrale Verwaltungsräume befinden sich im ersten Obergeschoss.

Mittags wird in den Stammgruppenräumen gegessen, die Flächenanteile für eine Mensa konnten so den Lernorten zugeschlagen werden. Beim täglichen gemeinsamen Mittagessen in der Stammgruppe übernehmen die Kinder verschiedene Aufgaben und werden so alle beteiligt. Der Ablauf ist stark ritualisiert, die Kinder wissen genau, was zu tun ist: Es gibt einen Mittagessendienst, einen Tischdienst und einen Abräumdienst.

 

„Es gibt kein Jenaplan-Diplom – man lernt es, indem man es macht!“

Walter Heilmann, ehem. Schulleiter

 

In vielen AGs und freien Lernangeboten im Ganztag mischen sich die Gruppen am Nachmittag. Der Freiraum mit vielen Nutzungsangeboten und großzügigen Flächen wird im pädagogischen Alltag zum Lernort und Erfahrungsraum für Schülerinnen und Schüler, in dem sie sich frei bewegen können. Ein großes Pfund für die Schule aber auch eine Herausforderung im Umgang mit dieser Freiheit, so erklärt uns Timo Barthel, pädagogischer Leiter der Rosenmaarschule. Die Kinder bewegen sich frei auf dem großen Schulgelände und wissen immer, wo sie einen Erwachsenen finden. Die Stammgruppenräume sind dabei jederzeit zugänglich, auch als Rückzugsort. Im Schulgarten und in der Betreuung der Schultiere lernen die Kinder, Verantwortung für die ihnen übertragenen Aufgaben zu übernehmen.

Mehr zur Rosenmaarschule Köln
http://rosenmaarschule.de/

Studie
Raum und Inklusion – Neue Konzepte im SchulbauZum Buch

Eine umfassende Darstellung der Rosenmaarschule in Köln, der Flächennutzung und des pädagogischen Konzepts bietet das Buch Raum und Inklusion – Neue Konzepte im Schulbau, herausgegeben von Meike Kricke, Kersten Reich, Lea Schanz und Jochem Schneider. Belz 2018. S.86-117.

 

#OGSonTour

Am 11. September 2019 sind wir in Bremen zu Gast an der Kinderschule und der Grundschule am Buntentorsteinweg. Themen sind Demokratisches Lernen, Partizipation, Team und Raum, Rhythmisierung.