Pädagogische Architektur

Ganztag und Raum unterwegs – Exkursion der ersten Pilotkommune aus Ulm

Neue Inspirationen abholen und aus guten Beispielen lernen. Aus diesem Grund machte sich die Gruppe aus Ulm, bestehend aus Personen der Schule, pädagogischen Mitarbeiter/-innen aus dem Ganztag und der Verwaltung sowie die Prozessbegleitungen des Projekts am 05.09. auf die Reise nach Köln, um die Umsetzungen auf dem Weg zum verbindlichen Ganztagsanspruch in beispielhaften Schulen zu begutachten.

Multiprofessionelle Teamarbeit an der Rosenmaarschule in Köln-Höhenhaus

Erstes Ziel der Lehrkräfte, pädagogischen Mitarbeiter/-innen und Verwaltungsmitarbeiter/-innen war die Rosenmaarschule – eine inklusive jahrgangsgemischte städtische Gemeinschaftsgrundschule in Köln-Höhenhaus (https://rosenmaarschule.de/). Mit dem Fokus „multiprofessionelle Teamarbeit“ zu erleben, hospitierten die Teilnehmenden in der „Kern“-Zeit der jahrgangsgemischten Stammgruppen und erlebten, wie die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, pädagogischen Fachkräften und Inklusionsbegleiter/-innen in der Praxis gelebt wird. Im anschließenden Gespräch mit Timo Barthel, Leiter des Ganztags an der Rosenmaarschule und Wolfgang Wisser, Mitglied der erweiterten Schulleitung, konnten Aspekte der multiprofessionellen Teamarbeit vertieft werden. Der Austausch in verlässlichen Teamstrukturen, Zeit für Kommunikation und Absprachen, Arbeit auf Augenhöhe sowie stetige Transparenz wurden als grundlegende Faktoren der Zusammenarbeit betont. Darüber hinaus hoben Timo Barthel und Wolfgang Wisser als Leitungsteam das besondere Vertrauen in die Selbstwirksamkeit der „Stammgruppenteams“ hervor: Die Teams – bestehend aus Lehrkräften, pädagogischen Fachkräften, Ergänzungskräften und Inklusionsbegleiter/-innen – sind an der Schule beispielsweise eigenständig für das Vertretungskonzept verantwortlich.

Die Eindrücke des Tages konnten anschließend in gemütlicher Runde bei einem Abendessen im Gespräch mit Walter Heilmann, ehemaliger Schulleiter der Rosenmaarschule und Timo Barthel, vertieft werden. Walter Heilmann berichtete von den Herausforderungen, eine inklusive Grundschule aufzubauen und ermutigte die Workshopgruppe, neue Wege in der Ganztagsentwicklung – auch gegen Widerstände -gemeinsam zu beschreiten.

Eine verzahnte Rhythmisierung in der Heliosschule

Am nächsten Tag besuchte die Gruppe die Primarstufe der Heliosschule – der Inklusiven Universitätsschule der Stadt Köln (https://heliosschule.de/). Auch dort wurden die Teilnehmenden herzlich von Anna Jencquel, Ganztagsleitung, Marion Hensel, Leitung der Primarstufe und Isabelle Schäfer-Kierzkowski, Teamleitung Inklusionsbegleitung, empfangen. An der Heliosschule lernen 200 Kinder jahrgangsübergreifend in vier Lernlandschaften mit einem multiprofessionellen Team von Lehrkräften, Bezugspädagog/-innen und Inklusionsbegleiter/-innen zusammen. Der Tag an der Schule

ist ganztägig rhythmisiert: Erholungs- und Spielphasen wechseln sich mit den verschiedenen Lernformaten „Selbstlernzeit“, „Werkstätten“, „runde Tische“ und „Projekte“ ab. Auch an der Heliosschule zeigte sich die Selbstverständlichkeit der multiprofessionellen Teamarbeit: Für die Kinder sind die unterschiedlichen Professionen nicht erkennbar. Lehrkräfte, Bezugspädagog/-innen und Inklusionsbegleiter/-innen sind für die Kinder Erwachsene, die sie als Lernbegleiter/-innen über den Tag hinweg unterstützen. Neben der multiprofessionellen Teamarbeit und eine ganztägige Rhythmisierung konnten die Teilnehmenden zudem beobachten, wie Lernen in offenen Formaten funktioniert. An der Heliosschule lernen jeweils zwei Stammgruppen in einer Lernlandschaft jahrgangsgemischt miteinander. Dabei werden alle Räume ganztägig und flexibel genutzt. Obwohl die Heliosschule derzeit noch an einem Interimsstandort untergebracht ist (die Schule bezieht ihr neues Gebäude voraussichtlich 2024), der einer gewöhnlichen Schulhaustypologie einer Klassenraum-Flur-Schule entspricht, konnte die Workshopgruppe einen Eindruck über Lernen in veränderten Räumlichkeiten gewinnen.

Mit vielen Eindrücken geht es weiter

Am Ende der Exkursion waren sich die Teilnehmenden aus Ulm einig: Es waren zwei intensive Tage voller inspirierender Eindrücke. Viele Impulse und Hinweise können nun in die weitere Arbeit im Projekt „Ganztag und Raum“ fließen, sodass nach den Sommerferien in Baden-Württemberg die Weiterarbeit im Projekt gestärkt fortgeführt werden kann.

Zum Projekt „Ganztag und Raum“

Ziel des Projekts „Ganztag und Raum“ ist es vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026 (GaFöG) anhand von Pilotprojekten integrierte Nutzungskonzepte zu entwickeln, die die additive Struktur von „Schule (Bildung)“ und „Jugendhilfeangebot (Betreuung)“ sowohl pädagogisch-didaktisch als auch räumlich aufzulösen.

Als erste Pilotkommune wird das Projekt derzeit an der Martin-Schaffner-Schule in Ulm (https://www.martin-schaffner-schule.de/) durchgeführt.