Montag Stiftung Urbane Räume

polis AWARD: BOB CAMPUS gewinnt 1. Preis

Ⓒ Wirtschaftsförderung Wuppertal
Pressemeldung: Bonn, 27. April 2023

Auszeichnung in der Kategorie Urbanes Flächenrecycling

Der BOB Campus in Wuppertal Oberbarmen gewinnt den diesjährigen polis AWARD. Das Projekt der Montag Stiftung Urbane Räume belegt den ersten Platz in der Kategorie „Urbanes Flächenrecycling“ – laut Jury die Königsdisziplin der Stadtentwicklung!

In ihrer Laudatio beschreibt die Stadtbaurätin der Stadt Aachen, Frauke Burgdorff, den BOB CAMPUS: „Das diesjährige Gewinnerprojekt beeindruckte die Jury auf ganzer Linie. Mit langem Atmen und Finesse begegneten die Projektbeteiligten hier den hohen Anforderungen rund um die Umwandlung eines ehemaligen Fabrikareals. Innovative Lösungen wurden hier nicht nur im Rahmen des Flächenrecyclings großgeschrieben, sondern auch in der außergewöhnlichen, gemeinwohlorientierten Nutzungsmischung. Die Jury erachtet es als bemerkenswert, wie hier Privatbesitz in einen neuartigen Raum für die Stadtteilgesellschaft transformiert wurde – ein Raum der Geschichte erzählt und Zukunft schreibt.

Stiftungsvorständin Johanna Debik: „Wir freuen uns für den Stadtteil Oberbarmen, dass so ein bedeutender Preis die gemeinsame Arbeit so vieler Menschen würdigt. Gemeinwohl bauen ist für uns die Zukunft der Stadtentwicklung.

Seit 2017 verwandelt die Montag Stiftung Urbane Räume kooperativ mit der Stadt Wuppertal, zukünftigen Nutzer*innen und den Menschen im Stadtteil die ehemalige Textilfabrik in einen Ort der Bildung, der Arbeit und der Nachbarschaft– mitten in Oberbarmen und direkt an der Nordbahntrasse. Auf 5.500 m² entstanden elf Wohnungen, 9 Bürolofts, eine Kita sowie Werk- und Kunsträume für die benachbarte Realschule, eine große Nachbarschaftsetage, die auch die Stadtteilbibliothek nutzt und eine Dachterrasse für alle. Noch im Bau ist außerdem ein Nachbarschaftspark auf weiteren 4.500 m² zur gemeinschaftlichen Nutzung und zum Gärtnern und eine Dachterrasse für alle. Noch im Bau ist außerdem ein Nachbarschaftspark auf weiteren 4.500 m² zur gemeinschaftlichen Nutzung und zum Gärtnern.

Alle Überschüsse, die aus der Vermietung erwirtschaftet werden, kommen ausschließlich gemeinnützigen Zwecken zugute.

Der polis AWARD für Stadt- und Projektentwicklung würdigt Projekte, die über ihren eigenen Rahmen hinaus einen Beitrag für das öffentliche Wohl einer Stadt erbringen. Die 5-köpfige Jury besteht aus interdisziplinären Expert*innen aus Stadtplanung, Architektur, Immobilienwirtschaft und Fachpresse. Vergeben wird der Preis von polis Magazin für Urban Development.

Der BOB CAMPUS

PROJEKTBESCHREIBUNG

Aus einer ehemaligen Textilfabrik ist nach dem Initialkapital-Prinzip der Montag Stiftung Urbane Räume ein Ort der Bildung und Arbeit, des Wohnens und der Gemeinschaft entstanden. Der BOB CAMPUS in Wuppertal Oberbarmen besteht aus einer Fabrikhalle, historischen Shedhallen und zwei Wohnhäusern aus der Gründerzeit. Er beheimatet auf 5.500 m² Nutzfläche einen Nutzungsmix aus einer Kita, Räumen für den Offenen Ganztag, Fachräumen für Kunst und Werken für die benachbarte Realschule, modernen Büroräumen, einer Nachbarschaftsetage mit Stadtteilbibliothek und Viertelsküche und elf Wohnungen. Hinzu kommt ein ca. 4.500 m² großer Nachbarschaftspark für den Stadtteil mit direktem Zugang zur Nordbahntrasse. Das schafft Synergien, Begegnungsmöglichkeiten und Chancen für die Menschen im Stadtteil.

PROJEKTZIEL

Der BOB CAMPUS soll einen wirksamen und dauerhaften Beitrag zur Chancengerechtigkeit im Stadtteil leisten: innovative Bildungsangebote, neue Arbeitsplätze, Raum für Begegnung im Ankommensquartier Oberbarmen, neue Verbindungswege im Stadtteil. Ein verschlossenes, abweisendes Areal, das im lokalen Gedächtnis seit der Insolvenz des Textilunternehmens 2012 auch für den Niedergang der Textilindustrie und den Wegfall von Arbeitsplätzen stand, soll als neuer Identifikationsort zurück ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft treten. In einem Entwicklungsprozess, der sowohl auf Koproduktion als auch auf gestalterischer und technischer Expertise basiert, sollte historische Bausubstanz genutzt und bewahrt und in ein tragfähiges Bild von Zukunft transformiert werden.

HERAUSFORDERUNGEN

Das Areal der ehemaligen Textilfabrik stellte hohe Anforderungen an ein nachhaltiges Flächenrecycling. Dies betraf die Topographie mit 20 Metern Höhenunterschied, den Stahlskelettbau aus den 1970er Jahren mit großer Raumtiefe und schlechter Belichtung, die Belastung von Teilen des Geländes bzw. der Bausubstanz mit Altlasten, dem fortschreitenden Verfall der Gebäude u.a. mit Schwammbefall in den Dachstühlen der Gründerzeithäuser, dem Fehlen technischer Infrastruktur und der erforderlichen energetischen Ertüchtigung aller Bauteile aus den verschiedenen Zeitepochen. Die Sanierung sollte durch einen wertschätzenden Umgang mit der Industriegeschichte und mit der bestehenden Bausubstanz sowie durch eine zukunftsweisende, selbstbewusste Signalwirkung in den Stadtteil gekennzeichnet sein.

KOOPERATIONEN

Die kooperative Planung mit einer Reihe von Planungswerkstätten, mittels eines „Mitmach-Architekturmodells“ und strukturierten Planungsverfahren (Phase 0) mit den frühzeitig feststehenden Ankermietern Kita und Schule erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro raumwerk.architekten. In Kooperation mit dem Jobcenter und der GBA Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung haben viele Menschen im Rahmen einer Beschäftigungsförderung ihre Kompetenzen erweitert und sind so zu Koproduzent*innen des BOB CAMPUS geworden. Viele Details der gründerzeitlichen Wohnhäuser, z.B. Türen und Treppenläufe, konnten dadurch behutsam aufgearbeitet werden. Der Bau sowie die künftige Pflege und Instandhaltung des Nachbarschaftsparks erfolgt in enger Kooperation mit der Stadt Wuppertal.

MEHRWERT

Der BOB CAMPUS bringt Menschen zusammen, die sonst wenig Berührungspunkte miteinander hätten: Nutzungsvielfalt als Chance für Austausch, Teilhabe und demokratische Aushandlungsprozesse. Viele Menschen haben den Campus aktiv mitgestaltet, viele weitere können ihn in Zukunft weiterentwickeln. Die Architektur setzt bewusst auf Möglichkeiten der Begegnung und des Sharings bzw. der Mehrfachnutzung von Räumen. Die neue, teilweise barrierefreie Durchquerung des Areals eröffnet neue Wegeverbindungen im Stadtteil. Gehbeeinträchtigte Menschen aus dem Stadtteil können die neuen Außenaufzüge nutzen. Die aus der Vermietung generierten Überschüsse stehen als dauerhafte Stadtteilrendite für gemeinnützige Projekte und Maßnahmen auf dem BOB CAMPUS und im Stadtteil zur Verfügung.

BESONDERHEIT

Für die außergewöhnliche Nutzungsmischung entwickelten Architekten und Bauherrin in Kooperation mit Qualifizierungsträgern kreative und moderne Räume aus der bestehenden Gebäudestruktur. Dabei wurden innovative Lösungen gefunden, wie der Einsatz der vorgehängten Polycarbonatfassade, die Licht in die tiefen Räume bringt und gleichzeitig die warme Luft der Sonnenseite in die kälteren Raumbereiche. Die transparente Fassade und das gelbe Streckmetall im Eingangsbereich signalisieren Offenheit und Selbstbewusstsein. Aus Privatbesitz entstand nach dem Initialkapital-Prinzip ein neuartiger Raum der Stadtteilgesellschaft, der Chancen schafft und die Geschichte des Viertels als ehemaliger Standort der Textilindustrie, ihres Verfalls und ihrer Transformation erzählt.

Miriam Pflüger
Tel.: +49 (228) 26716 473

Über die Montag Stiftung Urbane Räume

Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist unabhängig und gemeinnützig. Sie gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitmotivs der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ engagiert sich die Montag Stiftung Urbane Räume als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen dort, wo Stadtteile von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind.

Sabine Milowan
Tel.: +49 (228) 26716-633

Über die Montag Stiftungen

Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.

Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.