

Bonn [2025]
Warum ÜBENÜBENÜBEN³? Das Üben verstehen wir in diesem Kontext nicht nur als eine praktische Erprobung, sondern ebenso als eine Haltung und Denkfigur: Voraussetzung ist die eigene Neugier und die Bereitschaft, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. Ebenso kann scheinbar Bekanntes neu erlebt werden und gewohnte Denkmuster hinterfragt werden. Dies kann auch mit Krisen und Momenten des Scheiterns einhergehen, weswegen das Üben eingebettet ist in ein Praxismentoring. Gemeinsam übt es sich besser als allein: Die Mentees können sich gegenseitig unterstützen, in ihrer Ausrichtung ergänzen und in verschiedene Rollen schlüpfen. Das Praxismentoring dient dazu, parallel den Prozess kommunikativ zu reflektieren und somit das Üben nicht zur Wiederholung des ewig gleichen zu machen. Ermutigt, beraten und begleitet werden sie durch das langjährig projekterfahrene Team der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, das sich ebenfalls als übend begreift und seine Rolle im Rahmen einer Begleitung durch einen Critical Friend reflektiert.
Neja Häbler und Tina van de Weyer stellen sich vor

Wir freuen uns auf die bevorstehende Zusammenarbeit und darauf, Bad Godesberg als Kontext für unser Stipendium ÜBENÜBENÜBEN³ zu erkunden – im Austausch mit den Menschen vor Ort und in einem aktiven Gestaltungsprozess. Diese gemeinsame Reise bietet uns die Chance, in einen interdisziplinären Dialog zu treten, voneinander zu lernen und neue Perspektiven zu entwickeln. Wir sind gespannt auf den Prozess des gemeinsamen Übens, Erforschens und Gestaltens.
Neja Häbler
Ich bin Neja, 2001 in Berlin geboren und lebe seit 2021 in Bonn. In meinen Projekten widme ich mich der Frage, wie Orte neu gedacht und in Räume der Begegnung verwandelt werden können. Ich arbeite mit künstlerischen und partizipativen Methoden, die eine niederschwellige Beteiligung ermöglichen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Sichtbarkeit schaffen. Aus meinem Architekturstudium an der Alanus Hochschule heraus habe ich kollektur.architektiv mitbegründet. Wir gestalten experimentelle Planungs- und Bauprozesse, deren Ziel es ist, soziale Strukturen mit der baulichen Entwicklung eines Ortes zu verknüpfen und dabei auf örtlichen Ressourcen aufzubauen. Parallel dazu arbeite ich im Kunstkollektiv a.mu.co.co. mit Textilgarn im Kontext feministischer Themen. So entstand im Rahmen des Zwischenspiels im Kunstmuseum Bonn ein interaktiv gehäkeltes Kunstwerk, das die Frage nach der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Wertschätzung von FLINTA* stellt. Meine Arbeit bewegt sich zwischen Kunst, Architektur und Gesellschaft. Mich interessiert das prozesshafte Arbeiten, das Ermöglichen von Teilhabe in partizipativen Prozessen und die Gestaltung von Orten der Begegnung und Veränderung.
Tina van de Weyer
Ich bin in Leverkusen geboren und lebe seit 2010 in Bonn. Meine fotografischen und filmischen Arbeiten verstehe ich als einen Versuchsaufbau – einen Prozess des Erprobens und Hinterfragens, in dem ich die Grenzen der Medien stetig ausweite.In meinen Projekten hinterfrage ich nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, sondern auch deren Inszenierung. Welche Stereotypen und Konventionen prägen unseren Blick auf die Natur? Welche Narrative bestimmen unser Verständnis der Umwelt? Diese Fragen bilden das Fundament meiner künstlerischen Praxis, die Wahrnehmungsgewohnheiten irritiert und neue Perspektiven eröffnet. Ein aktueller Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf vielschichtigen, visuellen Untersuchungen von unterirdischen Räumen – ein Motiv, das ich bereits in der Werkreihe Caveconnections durch experimentelle Fotoarbeiten erforscht habe. 2017 habe ich mein Diplom-Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) abgeschlossen. Vielfach ausgezeichnet, konnte ich meine künstlerische Forschung durch internationale Residenzen vertiefen. Meine Arbeiten sind auf Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland zu sehen
Bad Godesberg ist einer der vier Stadtbezirke von Bonn. Nicht zuletzt wegen der Nähe zu internationalen Organisationen und diversen Diplomatischen Vertretungen in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn leben viele Menschen aus verschiedenen Ländern in Bad Godesberg. Die kulturelle Vielfalt prägt das Stadtbild. Aktionsorte für die künstlerisch-partizipative Praxis finden sich im Stadtraum von Bad Godesberg: etwa in der Fußgängerzone, auf öffentlichen Plätzen und in Parks wie dem Kurpark. Bei der Projektentwicklung dienen diese und andere Orte als Ausgangspunkte der Auseinandersetzung mit dem besonderen sozialen und urbanen Milieu des Stadtviertels, das nach dem Wegzug der Regierung einen extremen Strukturwandel erlebte. Einst gediegen und homogen klaffen heute vermehrt gesellschaftliche Bruchlinien auf. Arbeitsräume und Lagermöglichkeiten für die Stipendiat*innen befinden sich in der Paul-Kemp-Str, die fußläufig, aber jenseits der ‚grenzmarkierenden‘ Bahnstrecke am Rande des Villenviertels Plittersdorf liegt.
