

Bonn [2025]
ÜBENÜBENÜBEN³ – Ein Arbeitsstipendium mit künstlerischem Praxismentoring
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft fördert und begleitet zwei Personen im Tandem aus den Bereichen Bildende Kunst und angrenzenden oder ergänzenden Disziplinen. Über sechs Monate können sich diese übend und explorierend, mit künstlerischen und partizipativen Strategien im öffentlichen und sozialen Raum in Bonn Bad Godesberg erproben. Ziel ist es, Angebote für erwachsene Menschen vor Ort zu schaffen, bei denen das gemeinsame künstlerische Gestalten im Fokus steht. Bei dem Arbeitsstipendium handelt es sich um eine Begleitung von “junger” Praxis in der partizipativen Kunst, explizit für Kunstschaffende und -vermittelnde, die in der Region Bonn leben.
Warum ÜBENÜBENÜBEN³?
Üben bedeutet hier nicht nur praktische Erprobung, sondern auch Haltung und Denkfigur. Voraussetzung ist Neugier und die Bereitschaft, sich auf Unbekanntes einzulassen, Vertrautes neu zu erleben und gewohnte Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Üben kann mit Krisen und Momenten des Scheiterns verbunden sein – deshalb ist das Programm in ein Praxismentoring eingebettet.
Im gemeinsamen Prozess können die Mentees sich gegenseitig unterstützen, unterschiedliche Rollen erproben und ihre Praxis weiterentwickeln. Das Mentoring bietet dabei Raum für Reflexion und Austausch, sodass Üben nicht zur bloßen Wiederholung des Immergleichen wird.
Begleitet werden die Teilnehmenden durch das erfahrene Team der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, das sich selbst ebenfalls als „übend“ versteht und die eigene Rolle kritisch durch die Perspektive eines Critical Friend reflektiert.
Daten und Fristen
• Donnerstag, 25. September 2025: Bewerbungsstart
• Freitag, 30. Oktober 2025: Bewerbungsschluss
• Mittwoch, 3. Dezember 2025: persönliches Kennenlernen vor Ort (Die Teilnahme ist obligatorisch, um bei der Entscheidung berücksichtigt zu werden)
• Ende Dezember 2025: Bekanntgabe der Teilnehmenden 2026
• 01. April 2026: Start des künstlerischen Praxismentorings
• 30. September 2026: Ende des Programms
Was wir erwarten:
• Abschluss eines Studiums aus dem Bereich Künste, Kultur, Gestaltung, Kulturpädagogik, Kulturvermittlung und ggf. einer ergänzenden Disziplin (im Zeitraum des Stipendiums darf keine Immatrikulation vorliegen)
• Nachweis von künstlerischer sowie partizipativer künstlerischer Praxis und der Präsentation der eigenen künstlerischen Position in Form eines Portfolios
• Bereitschaft zum Üben, d.h. sich neugierig auf Unbekanntes einzulassen und zu explorieren
• Bereitschaft, partizipativ und im künstlerischen Team zu arbeiten
• Bereitschaft zum Austausch im Rahmen des Mentorings und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Praxis
• Verbindliche Präsenz am Ort, mindestens 20 Std./Woche
• Offenheit für Begegnungen vor Ort und für die künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum mit lokalen Akteur*innen
• Kommunikatives und soziales Feingefühl
• Projektmanagement-Kenntnisse (inkl. Finanzplanung und Dokumentation)
• Gute Deutschkenntnisse (weitere Sprachen von Vorteil)
Was wir bieten:
• sechs Monate Arbeitsstipendium (steuerfrei): monatlich 1.500,00 € (brutto) Lebenskostenzuschuss pro Mentee
• Maximal 5.000,00 € (brutto) für Material- und Projektkosten pro Tandem
• Künstlerisches, regelmäßiges, prozessbegleitendes, verbindliches Mentoring durch das Team der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft in den Bereichen Projektkonzeption, -entwicklung und -durchführung, sowie ästhetische, kommunikative, ortsbezogene Strategien
• Kostenloser Arbeitsraum und Lagermöglichkeit, inkl. Nebenkosten
• Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation
• Hilfe beim Netzwerk-Ausbau im Bereich partizipativer Kunstschaffender
• Kontakte zum lokalen Netzwerk in Bonn Bad Godesberg
• Austausch mit den aktuellen Mentees in Mönchengladbach, sowie mit Alumni*ae
Zur Bewerbung:
• Eine Bewerbung einzeln oder im Tandem möglich
• Per Mail an: posteingang-mkg@montag-stiftungen.de
Zu den Bewerbungsunterlagen:
• Jeweils Kontaktdaten, inkl. Social Media, eigene Webseite o.ä., wenn vorhanden
• Jeweils der Lebenslauf (PDF mit max. 2MB)
• Jeweils ein Portfolio (max. 10 Seiten künstlerische Praxis, bitte partizipative Praxis vorrangig vorstellen, PDF mit max. 2MB)
• Ein (gemeinsames) Motivationsschreiben inkl. erster Überlegungen zu ästhetischen-kommunikativen Strategien der Ortsannäherung und Dingen, die geübt werden wollen (Video max. 2 Minuten, Ton max. 2 Minuten oder Text max. 1500 Zeichen mit Leerzeichen, PDF, Audio- oder Videodatei mit max. 10MB)
Bad Godesberg ist einer der vier Stadtbezirke von Bonn. Nicht zuletzt wegen der Nähe zu internationalen Organisationen und diversen Diplomatischen Vertretungen in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn leben hier viele Menschen aus verschiedenen Ländern. Die kulturelle Vielfalt prägt das Stadtbild. Aktionsorte für die künstlerisch-partizipative Praxis finden sich im Stadtraum von Bad Godesberg: etwa in der Fußgängerzone, auf öffentlichen Plätzen und in Parks wie dem Kurpark. Bei der Projektentwicklung dienen diese und andere Orte als Ausgangspunkte der Auseinandersetzung mit dem besonderen sozialen und urbanen Milieu des Stadtviertels, das nach dem Wegzug der Regierung einen extremen Strukturwandel erlebte. Einst gediegen und homogen, scheinen heute vermehrt gesellschaftliche Bruchlinien auf.
Arbeitsräume und Lagermöglichkeiten für die Stipendiat*innen befinden sich in der Paul-Kemp-Straße, die fußläufig am Rande des Villenviertels Plittersdorf liegt.
Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Gemeinsam mit Künstler*innen und anderen Partner*innen führen wir operativ seit über zehn Jahren partizipative Kunstprojekte durch, die sich mit gesellschaftlichen Bedingungen auseinandersetzen. Wir sind ein kleines multiprofessionelles, künstlerisch arbeitendes Team in der Stiftung Kunst und Gesellschaft. Die Arbeitsweise ist ortspezifisch, prozessorientiert und ergebnisoffen und dabei bemüht co-kreative, gestalterische Prozesse im Rahmen der Projekte zu entwickeln. Es werden gezielt unterschiedliche Menschen vor Ort in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit einbezogen. Kommunikation und Beziehungsgestaltung sind hierbei wesentliche Gestaltungsmomente. Seit 2021 initiiert, fördert und begleitet die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft das Praxismentoring ÜBENÜBENÜBEN³. Das Programm wird an zwei Standorten durchgeführt: In Bad Godesberg besteht seit 2024 ein Arbeitsstipendium, während es in Mönchengladbach in Kooperation mit dem Kulturbüro Mönchengladbach als Residenz- und Arbeitsstipendium realisiert wird.
Neja Häbler und Tina van de Weyer stellen sich vor

Wir freuen uns auf die bevorstehende Zusammenarbeit und darauf, Bad Godesberg als Kontext für unser Stipendium ÜBENÜBENÜBEN³ zu erkunden – im Austausch mit den Menschen vor Ort und in einem aktiven Gestaltungsprozess. Diese gemeinsame Reise bietet uns die Chance, in einen interdisziplinären Dialog zu treten, voneinander zu lernen und neue Perspektiven zu entwickeln. Wir sind gespannt auf den Prozess des gemeinsamen Übens, Erforschens und Gestaltens.
Neja Häbler
Ich bin Neja, 2001 in Berlin geboren und lebe seit 2021 in Bonn. In meinen Projekten widme ich mich der Frage, wie Orte neu gedacht und in Räume der Begegnung verwandelt werden können. Ich arbeite mit künstlerischen und partizipativen Methoden, die eine niederschwellige Beteiligung ermöglichen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Sichtbarkeit schaffen. Aus meinem Architekturstudium an der Alanus Hochschule heraus habe ich kollektur.architektiv mitbegründet. Wir gestalten experimentelle Planungs- und Bauprozesse, deren Ziel es ist, soziale Strukturen mit der baulichen Entwicklung eines Ortes zu verknüpfen und dabei auf örtlichen Ressourcen aufzubauen. Parallel dazu arbeite ich im Kunstkollektiv a.mu.co.co. mit Textilgarn im Kontext feministischer Themen. So entstand im Rahmen des Zwischenspiels im Kunstmuseum Bonn ein interaktiv gehäkeltes Kunstwerk, das die Frage nach der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Wertschätzung von FLINTA* stellt. Meine Arbeit bewegt sich zwischen Kunst, Architektur und Gesellschaft. Mich interessiert das prozesshafte Arbeiten, das Ermöglichen von Teilhabe in partizipativen Prozessen und die Gestaltung von Orten der Begegnung und Veränderung.
Tina van de Weyer
Ich bin in Leverkusen geboren und lebe seit 2010 in Bonn. Meine fotografischen und filmischen Arbeiten verstehe ich als einen Versuchsaufbau – einen Prozess des Erprobens und Hinterfragens, in dem ich die Grenzen der Medien stetig ausweite.In meinen Projekten hinterfrage ich nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, sondern auch deren Inszenierung. Welche Stereotypen und Konventionen prägen unseren Blick auf die Natur? Welche Narrative bestimmen unser Verständnis der Umwelt? Diese Fragen bilden das Fundament meiner künstlerischen Praxis, die Wahrnehmungsgewohnheiten irritiert und neue Perspektiven eröffnet. Ein aktueller Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf vielschichtigen, visuellen Untersuchungen von unterirdischen Räumen – ein Motiv, das ich bereits in der Werkreihe Caveconnections durch experimentelle Fotoarbeiten erforscht habe. 2017 habe ich mein Diplom-Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) abgeschlossen. Vielfach ausgezeichnet, konnte ich meine künstlerische Forschung durch internationale Residenzen vertiefen. Meine Arbeiten sind auf Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland zu sehen
