

Neuland [2019]
Gesellschaftliche Veränderungen sorgen in vielen Innenstädten des Landes für Leerstand. Mit den Geschäften verschwindet oft auch das Leben aus den Straßen. Gleichzeitig eröffnen die freien Flächen die Möglichkeit, diese Räume anders zu nutzen. Es entsteht „Neuland“ für gemeinsame künstlerische Aktivitäten.
Mit diesem Ziel startete das gleichnamige Projekt der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft Anfang Juni 2019 in Mönchengladbach-Rheydt. Das Projekt „Neuland“ formierte sich aus den Erkenntnissen des Landschaffen-Projekts 2018 in Rheydt, den Bedarfen der Teilnehmenden nach einem Anschlussprojekt und den Eindrücken der Hauptstraße in Rheydt.
Zwischen dem 8. Juni und dem 8. September 2019 fanden in zwei leerstehenden Ladenlokalen und im öffentlichen Raum der Rheydter Hauptstraße an vier Nachmittagen in der Woche partizipative Aktionen und Projekte statt, die die Menschen vor Ort und alle Interessierte einluden, sich den Raum in der Mitte ihrer Stadt neu anzueignen und Neues nachhaltig sichtbar zu machen.
Für zwei der vielen geplanten Projekte riefen die Künstlerinnen und Künstler auf, eigenes Material in die Hauptstraße 12 mitzubringen. Bei „Ein Teppich für Rheydt“ entstand aus allen möglichen Stoffen und Materialien ein gemeinsamer Teppich für die ehemalige Textilstadt. Und alles, was Klang und Musik macht, wurde Teil der „Klangbilder Rheydt“.
Unsere Presseinformationen zum Projekt finden Sie hier.
Ein Teppich für Rheydt
Auf der Hauptstraße erinnert übriggebliebenes Stadtmobiliar, Fassadengestaltung und Architektur an die Geschäftsstraße früherer Jahrzehnte. Bei "Ein Teppich für Rheydt" wurde Vergangenes mit der Gegenwart zu einem Blick nach vorn verbunden: Wir webten gemeinsam einen Teppich!
Hierfür wurde ein leerstehendes Ladenlokal zu einem überdimensionierten Webstuhl umgebaut. Immer Mittwochs - Samstags waren alle Menschen eingeladen alte Tücher, Stoffe, Wolle, Kleidungsstücke, aber auch Wäscheleine, alte Plastiktüten, alles was weich und wiederverwertbar ist als Material zum Weben mitzubringen.
Klangbilder Rheydt
Jeden Freitag waren alle Menschen eingeladen auf die Suche nach klingenden Gegenständen zu gehen und diese in einem Ladenlokal zu installieren. Wir gestalteten gemeinsam daraus die für alle bespielbaren Klangskulpturen. Diese ermutigten zu experimentellen Klangerkundungen, alleine und im Zusammenspiel mit anderen.
Konzerte und Workshops wurden durchgeführt von den sculpturetones: das sind die Klangkünstler und Musiker Axel Schweppe und Wolfgang Stamm aus Köln und Wiesbaden.
Wolfgang Stamm lebt und arbeitet in Wiesbaden, studierte Orchestermusik am Konservatorium Wiesbaden bei Karl Britsch mit dem Hauptfach Schlagzeug.
Axel Schweppe studierte Musik-, Germanistik- und Ethnologie an der Johann Wolfgang Goethe Universität, Frankfurt. Kunst und Kompositionsstudium als Autodidakt, seit 1987 zahlreiche Ausstellungen, Performance- und Konzertprojekte
Als sculpturtone sind sie seit 2016 gemeinsam unterwegs.
www.sculpturetones.de
Dampf & Dunst - Steam & Haze - Wohnen auf der Hauptstraße
Wie wohnt es sich in einer Straße, in der es „gespenstisch“ (Rheinische Post) zugehen soll? Der Düsseldorfer Künstler Oliver Gather probierte es aus. Mit dem Einzug in die Hauptstraße 18 hatte im April seine Erkundung begonnen. Regelmäßig ludt er zu seinen öffentlichen Wohnzimmertreffen ein und markierte, gestützt von Gesprächen mit Nachbarinnen und Nachbarn, mit Zeichnungen, Fotos und Filmen, die atmosphärischen Qualitäten der Hauptstraße in Rheydt.
Oliver Gather studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei U.Rückriem und T.Cragg. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.
www.olivergather.de
Dinge literarisch zum Klingen bringen
Gegenstände können bedeutungsvoll sein, können Emotionen auslösen, Erinnerungen wecken: ein Schmuckstück, eine kleine Tonfigur, ein Stein, den man am Strand gefunden hat.
Bei dem Workshop von Angelika Sinn konnten gesammelte Dinge mitgebracht und etwas darüber erzählt und geschrieben werden, z.B. eine kurze Geschichte und Gedichte, die den Gegenständen einen literarisch-poetischen Klang verleihen. Die entstandenen Texte wurden (vor-)gelesen und gemeinsam zu einem lyrischen Kaleidoskop zusammengefügt.
Der Workshop fand am 22. und 23.8.2019 statt.
Angelika Sinn lebt und arbeitet als freischaffende Autorin und Textkünstlerin in Worpswede und Bremen. Sie studierte Pädagogik, Literatur- und Kulturwissenschaft in Frankfurt/Main und Bremen, ist freischaffende Autorin, Textkünstlerin und Referentin für Kreatives Literarisches Schreiben, leitet Schreibwerkstätten, Workshops und Seminare.
www.angelika-sinn.de
Schreibort
Ich stelle mir vor, ich würde alles aufschreiben, was ich denke. Keine Barriere, kein Tabu, grenzenloses los- und rauslassen von Worten und Sätzen, die in der Summe einen Text ergeben, ganz gleich ob sinnvoll oder non-sense. Wie wäre das?
Der temporäre Schreibort bot die Möglichkeit, unter der Begleitung des Düsseldorfer Künstlers und Schriftstellers Armin Kaster jeweils 90 Minuten frei zu schreiben. Die dort entstandenen Texte wurden anschließend anonym archiviert, so dass im wahrsten Wortsinne ‚losgelassen’ werden konnte.
Der Schreibort fand vom 24.-26.7. und vom 7.-9.8.2019 statt.
Armin Kaster lebt als Autor und Künstler in Düsseldorf. Als Junge las er Weltliteratur, die er nicht verstand und wünschte sich Schriftsteller zu werden. Nach exotischen Ausflügen in den Groß- und Außenhandel sowie der Wirtschaftswissenschaft, bog er ab zur Pädagogik und danach zur Kunst und wurde dann tatsächlich Schriftsteller.
www.Arminkaster.de
Treffen sich eine Katze und ein Vogel auf der Hauptstraße...
Das Performance-Duo El Cuco Projekt ludt an zwei Tagen im August zu Begegnungen der besonderen Art ein. Wir ließen uns überraschen, verzaubern und verwirren – und gerieten in den Strudel der Ereignisse.
El Cuco Projekt, das sind die Tänzerin und Choreografin Sonia Franken und der bildende Künstler Gonzalo Barahona. Ausgangspunkt ihres gemeinsamen ästhetischen Schaffens ist das Spiel mit Tiermasken auf menschlichen Körpern in Bewegung. Die Figuren sind Mensch UND Tier. Es entwickeln sich skurrile Performances, die von Normalitäten des absurden Alltags und der Gefahr der (un)bekannten Natur erzählen.
Die Tänzerin Sonia Franken und der bildende Künster Gonzalo Barahona arbeiten im El Cuco Projekt zusammen.
Sonia Franken completed her dance studies in Rotterdam/ NL (BA Dance Education) and Cologne (M.A. Dance Studies). She has worked on performances in public space (Kollektiv Bauchladen Monopol) and as a dramaturge. Since 2010 she is a member of the choreographers network & production space Barnes Crossing, in Cologne. www.choreographie.org
Gonzalo Barahona completed his studies in Santiago de Chile (Diploma Visual Art) in Hamburg ( M.A. Film, Animation) and is currently working on his PHD project in Visual Arts at the Hochschule für Bildende Kunst, Hamburg. He works on paintings, sculptures, stage design and in 2014 started to perform on.
www.elcucoprojekt.com
Echo-Loop
Mit Hilfe einer Verstärker-Box und eines Effekt-Pedals wurde am 22.6.19 in der Hauptstraße 12 live eine Klang-Schleife (Echo-Loop) erzeugt. Diese Klang-Installation war offen für Geräusche und akustische Ereignisse aus der Umgebung. Alle waren eingeladen mitzuwirken. Geräusche, Melodien, Texte, Tänze, der Beteiligung waren keine Grenzen gesetzt. Der seit 1986 in Köln lebende Musiker und Künstler Harald „Sack“ Ziegler war dabei Impulsgeber und Echolot.
Harald »Sack« Ziegler studierte Orchestermusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Seit 1986 lebt und arbeitet er in Köln.
www.haraldsackziegler.de
OPEN FLOOR PLAN
Häuser, Gebäude und Architekturen sind Alltag für uns und wir leben selbstverständlich mit und in ihnen, häufig ohne Gestaltung und Organisation von Stadtraum zu hinterfragen. Wie kann mit einfachen Mitteln temporär und direkt der Stadtraum mitgestaltet werden?
Der Essener Künstler Tim Cierpiszweski arbeitet mit Klebeband, welches er in langen Bahnen zu neuen Wegen und Straßen verklebt, Hindernisse mit eingeschlossen. Der Workshop vom 28.-31.8.2019 richtete sich an alle die, die Lust und Zeit hatten gemeinsam mit Klebebändern die Hauptstraße in Mönchengladbach-Rheydt zu erobern.
Tim Cierpiszewski studierte an der Freien Kunst an der Akademie in Münster. Er lebt und arbeitet in Essen.
www.timcie.com
Neuform
Aus alten Styroporverpackungen und –platten, die im Laufe des Projektes gesammelt wurden, konnte in diesem Workshop vom 4.-5.9.2019 mit der Mönchengladbacher Künstlerin Christiane Behr Eigenes und Neues gestaltet werden. Durch Schneiden, Kleben, Bemalen und Kombinieren entstand eine gemeinsame raumgreifende Installation, die mehr war als die Summe ihrer Teile.
Christiane Behr, studierte an der Kunstakademie Maastricht, Fachrichtung „Textile Bildhauerei“. Sie lebt und arbeitet in Mönchengladbach.