Bonner Stadtrat stimmt Entwicklung der Alten Stadtgärtnerei Dransdorf zu
Stadtrat stimmt Entwicklung der Alten Stadtgärtnerei Dransdorf zum sozial-ökologischen Quartier zu
Konzept der Neuen Stadtgärtnerei e.V. und der Montag Stiftung Urbane Räume sieht Bürgerbeteiligung vor.
Per Beschluss hat der Bonner Stadtrat am 27.10.2022 den Weg für die weitere Entwicklung der Alten Stadtgärtnerei in Dransdorf freigemacht. Eine Mehrheit in den Fraktionen unterstützt die Idee der Kooperationspartnerinnen Montag Stiftung Urbane Räume und Neue Stadtgärtnerei e.V.: Auf dem seit 2004 brachliegenden Gelände „Auf dem Dransdorfer Berg” soll ein sozial-ökologisches Quartiersprojekt entstehen – mit einer gut abgestimmten städtebaulichen Struktur, unter dem Grundsatz der Flächensparsamkeit und mit einem minimalem Klimafußabdruck.
Die Verwaltung der Stadt Bonn wird beauftragt, die Verhandlungen mit der Montag Stiftung Urbane Räume und der Neuen Stadtgärtnerei „über eine gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung unter Einbeziehung der bestehenden Biostation der ehemaligen Stadtgärtnerei in Bonn-Dransdorf, Auf dem Dransdorfer Berg, bis zum 30.06.2025 zu führen und Erbbaurechtsverträge und Pachtverträge bis zur Abschlussreife vorzubereiten”, so der Ratsbeschluss. Die notwendigen Gutachten und Machbarkeitsuntersuchungen werden nun vorbereitet. Sie bilden die Voraussetzung für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit gesetzlich verankerten Beteiligungsmöglichkeiten. Der Ratsbeschluss bedeutet für die Kooperationspartnerinnen den Übergang von der konzeptionellen Phase in die vertiefende Machbarkeits- und Planungsphase des Stadtteilprojekts.
Stadtteilentwicklung in Zusammenarbeit mit den Bürger*innen
Seit mehreren Jahren arbeitet der Verein Neue Stadtgärtnerei ehrenamtlich gemeinsam mit der Montag Stiftung Urbane Räume an einem gemeinwohlorientierten sozial-ökologischen Konzept. Geplant ist seitens des Vereins eine Klimanachbarschaft, die ressourcenschonend die Bereiche Wohnen, Agroforst und Umweltbildung verbindet. Ein neuer Ort zur Förderung von Umweltschutz und Nachbarschaft soll zugleich Raum für Austausch, Bildung und Qualifizierung bieten. Die Montag Stiftung Urbane Räume, die in anderen Städten bereits ähnliche Projekte aufgebaut hat, hat ihren Arbeitsschwerpunkt in der Stärkung von Chancengerechtigkeit. Hierzu gibt es verschiedene Wege und Ansätze, die nun konkretisiert werden. Wichtiges Anliegen der Partnerinnen ist, dass die Bürger*innen vor Ort im Sinne einer kooperativen Stadtteilentwicklung in die Ausgestaltung einbezogen werden. In einem nächsten Schritt wird es erste Informations- und Austauschrunden mit Anwohner*innen und Interessierten geben.
„Wir möchten durch unsere Investition in das Gelände am Dransdorfer Berg dauerhaft eine soziale Wirkung für den Stadtteil erzielen. Dafür können Aktive vor Ort ihre eigenen Ideen einbringen und Projekte vorschlagen. Der Ratsbeschluss gibt uns jetzt die politische Sicherheit, die Bürger*innen Bonns und potentielle Kooperationspartner*innen in die Entwicklung eines sozial-ökologisches Quartiers einzubinden. Wir freuen uns, auf diesem Weg einen neuen lebendigen Ort in Bonn weiter entwickeln zu können – einen Ort, der Chancen für viele schafft“, sagt Sascha Gajewski, Projektentwickler der Montag Stiftung Urbane Räume.
Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung
Grundlage des Projekts ist das Prinzip „Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung“. Durch Investition in eine Immobilie und deren Betrieb soll dauerhaft eine soziale Wirkung für das Viertel erreicht werden. Die Gewinne, die durch Bewirtschaftung der Immobilie entstehen, kommen Akteuren zugute, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Damit werden wichtige Erneuerungsimpulse für den gesamten Stadtteil gegeben. Diesen Ansatz realisiert die Montag Stiftung Urbane Räume seit 2013 in bisher sechs Projekten, unter anderem in Krefeld, Bochum und Wuppertal.
Stadtgärtnerei soll Labor für Klimaschutz sein
Das Konzept der Neuen Stadtgärtnerei sieht vor, sozial-ökologischen Wohnungsbau in Strohballenbauweise mit dem Mietshäusersyndikatsprinzip umzusetzen. Nahrungsmittel sollen umweltschonend und regenerativ in einem Agroforst gepflanzt werden. Artenschutz und Wissenstransfer spielen dabei eine zentrale Rolle.
„Die Herausforderungen durch den Klimawandel sind immens. Doch im kleinen lokalen Rahmen lassen sich praktische Lösungen finden, umsetzen und leben. Dazu gehören: Bodenaufwertung durch Fruchtfolgen, Mehrfachnutzung von natürlichen Ressourcen durch intelligent gestaltete Kreisläufe, Senkung des ökologischen Fußabdrucks, Wohnraum als Gemeinschaftseigentum von Individuen und gegenseitige Unterstützung durch kooperative Organisation der Nachbarschaft. Wir planen klimaneutrale und klimapositive Lösungen auszutesten, langfristig zu erforschen und das Wissen weiter zu geben - unter anderem in dem Projektbaustein der Montag Stiftung. Bonn bis 2035 klimaneutral zu gestalten, schaffen wir nur mit solidarischem und zielgerichtetem Engagement. Das möchten wir mit den Bonner*innen und weiteren Kooperationspartner*innen wie z.B. der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft und dem Wissenschaftsladen gestalten”, so Lena Kocanis, Mitglied im Verein Neue Stadtgärtnerei.
Die Pläne des Vereins sehen für Bau und Vermietung des Wohnraums das Modell des Mietshäusersyndikats vor. Ziel ist es, den Wohnbau außerhalb des klassischen Immobilienmarkts zu finanzieren und langfristig günstige Mieten zu garantieren. Ein Teil der Wohnungen soll sozial gefördert werden.
Eckpunkte der Planung für die Alte Stadtgärtnerei Dransdorf
- Die Konzepte der Neuen Stadtgärtnerei und der Montag Stiftung Urbane Räume bilden den Grundstein für die weiteren Entwicklungen. Im Rahmen der kooperativen Stadtentwicklung konkretisieren sich Visionen und Umsetzungsideen im gemeinsamen Planungsprozess mit den Bürger*innen, der Stadt Bonn und den Kooperationspartnerinnen. Planungsrechtliche und wirtschaftliche Aspekte werden ebenso berücksichtigt. Daraus werden die Randbedingungen für einen Bebauungsplan abgeleitet.
- Feste Bestandteile des Konzepts sind neben einem sozial-ökologischen Wohnanteil und Räumlichkeiten für Bildung und Qualifizierung der Bau neuer Räumlichkeiten für die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft.
- Auf einer Fläche von 0,7 Hektar nördlich der alten Baumschule wünscht sich der Verein Neue Stadtgärtnerei Flächen für Nahrungsmittelanbau nach dem Agroforstprinzip, welches sich für den Boden regenerativ auswirken wird. Die Anbauflächen werden von der Neuen Stadtgärtnerei betreut und bieten Bürger*innen Möglichkeiten für Bildung und Qualifizierung in umweltschonendem Lebensmittelanbau.
- Die Alte Baumschule soll nach den Vorstellungen der Partner dem Schutz von Arten dienen.
- Das Messdorfer Feld soll in seiner sozial-ökologischen Bedeutung geschützt werden.
- Der Grundsatzbeschluss ist im Ratsinformationssystem unter https://www.bonn.sitzung-online.de/public/vo020?VOLFDNR=2008089& zu finden.
Über die Neue Stadtgärtnerei e.V.
Die Mitglieder des Vereins Neue Stadtgärtnerei haben sich zusammengeschlossen, um auf dem Gelände der Alten Stadtgärtnerei in Bonn-Dransdorf einen Wohn- Lern- und Naturraum zu erschaffen. Soziale, ökologische, ökonomische und lokale Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind Basis ihrer Ideen. Klimaschutz gemeinsam in Bonn umzusetzen ist ihr Ziel. Sie sind organisiert in Plena, Arbeitsgruppen und entscheiden im Konsent.
Kontakt: info(at)neue-stadtgaertnerei.de
Über die Montag Stiftung Urbane Räume
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist unabhängig und gemeinnützig. Sie gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitmotivs der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ engagiert sich die Montag Stiftung Urbane Räume als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen dort, wo Stadtteile von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind.
Über die Montag Stiftungen
Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.
Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.