Open Embassy | doing democracy

Ehemaliger Amerikanischer Club – Montag Stiftungen ziehen sich zurück

Montag Stiftungen

Open Embassy | doing democracy

Ehemaliger Amerikanischer Club – Montag Stiftungen ziehen sich zurück
Sommerprogramm zum Thema Demokratie abgesagt
Bonn International School befürchtet Konsequenzen für den internationalen Standort Bonn

Bonn, 02.07.2025 – Nach über drei Jahren der Verhandlung um den Kauf und die Instandsetzung des ehemaligen Amerikanischen Clubs in Bonn Bad-Godesberg ziehen sich die Montag Stiftungen aus dem Projekt zurück und haben zum 30. Juni 2025 ihr gesamtes damit verbundenes Engagement beendet. „Wir bedauern dies außerordentlich, doch die aktuelle Situation lässt uns keine andere Wahl“, erläutert Dr. Bernd Bach, Vorstand der Carl Richard Montag Förderstiftung. „Die Kaufverhandlungen mit der Vebowag/Vebofutur haben leider zu keinem Ergebnis geführt. Die Eigentümerin hält an einem unrealistischen Grundstückskaufpreis für den denkmalgeschützten, äußerst sanierungsbedürftigen Amerikanischen Club fest – und dies, obwohl die Montag Stiftungen eine umfassende sachliche und rechtlich fundierte Argumentation zu einem angemessenen Kaufpreis vorgelegt und damit Handlungsoptionen aufgezeigt haben. Offenbar ist eine Veränderung nicht gewünscht, auch wenn Stadtspitze und Stadtgesellschaft das Projekt seit Jahren befürworten und unterstützen“, so Bach.

Auch die Bonn International School (BIS) e.V. – derzeitige Erbpachtnehmerin des Amerikanischen Clubs - bedauert außerordentlich den Abbruch der Kaufverhandlungen zwischen den Montag Stiftungen und der Vebowag. Klaus Wolf, Chair des Board of Trustees der BIS, betont: „Die BIS war seit Beginn der Überlegungen eng in die Planungen eingebunden und ist überzeugte Unterstützerin des Projekts. Dabei ging es nicht nur um die gestalterischen Elemente für das betroffene Gebäude und das Gelände, sondern vielmehr um das gemeinsame Nutzungskonzept, das erst im März 2025 in einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Open Embassy gGmbH und der BIS festgeschrieben worden war.“

Als gemeinnützige Stiftungsgruppe waren die Montag Stiftungen entschlossen, den Amerikanischen Club, dessen bauliche Substanz keinen weiteren Aufschub der Sanierung erlaubt, im Rahmen einer gemeinwohlorientierten Projektentwicklung mit einem Investitionsvolumen von über 10 Mio. Euro baulich wieder instandzusetzen und einen lebendigen Ort der Demokratie zu schaffen – ganz im Sinne des Stiftungsleitbilds „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“. Seit 2021 wurden bereits über 1 Mio. Euro in die Planung und Vorbereitung des Projekts investiert. Weitere Stiftungsmittel für die programmatische Ausgestaltung des Amerikanischen Clubs in den Folgejahren waren reserviert. Im Herbst 2023 wurde zudem eine gemeinnützige Projektgesellschaft gegründet, die Open Embassy gGmbH (OPEM) - mit dem Ziel, zunächst die rechtlichen und baulichen Voraussetzungen für die Projektentwicklung zu schaffen und anschließend das inhaltlich-programmatische Konzept zu erarbeiten.

Der Amerikanische Club als offener Raum für die gesamte Stadtgesellschaft und weit darüber hinaus hatte bereits zunehmend Gestalt angenommen: Bürger*innenworkshops, Architekturwettbewerb, Beauftragung eines renommierten Teams aus Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Planer*innen, Bauvoranfrage in enger Abstimmung mit dem Bauordnungsamt der Stadt Bonn, Termine mit der Denkmalschutzbehörde, Entwicklung eines Gastronomiekonzepts und Finden eines Betreibers, Expert*innen-Workshops zur Entwicklung einer Programmatik und Kooperationsvereinbarung mit der BIS.

Der ganzheitliche und interkulturelle pädagogische Ansatz der BIS sollte durch die enge Zusammenarbeit mit der OPEM zu herausragenden Synergien führen. Zudem war bereits unter erheblichem Aufwand ein gemeinsames Energiekonzept für beide Liegenschaften erarbeitet worden, welches insbesondere eine moderne, klimaneutrale Wärmeversorgung für alle Gebäude mittels großvolumiger Grundwasserwärmepumpen ermöglicht hätte. Auch dafür hat die BIS auf ihren Gebäuden bereits eine der größten Photovoltaikanlagen im Raum Bonn (640kWp) installiert und ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert.

Open Embassy | doing democracy: Raum für neue Perspektiven

In einer Zeit, in der Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt auf dem Prüfstand stehen, sollte das Projekt Raum für neue Perspektiven schaffen. Die Idee: Schon die Baustelle der entstehenden Open Embassy im ehemaligen Amerikanischen Club wird zum Ort gelebter Demokratie. Wo einst die junge Bundesrepublik mit internationalen Gästen die Demokratie wiederbelebte, sollte heute Demokratie neu gedacht und gelebt werden. Der historisch bedeutsame Ort sollte zum offenen Experimentierraum für die praktische Erprobung demokratischer Prozesse entwickelt werden – nach dem Prinzip „doing democracy“. Kooperation, Kreativität und künstlerische Impulse sowie die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft spielten dabei eine wichtige Rolle. Zudem sollten die Räume nach ihrer Fertigstellung Organisationen und Kooperationspartner*innen für themenverwandte Aktivitäten und Veranstaltungen angeboten werden. Die Rückmeldungen der städtischen Zivilgesellschaft und des Kunst- und Kulturbetriebs waren hier äußerst positiv - hätte die Open Embassy doch ein flexibles Raumkonzept geboten, was in Bonn fehlt. 

Weitere Informationen: www.open-embassy.de 

„Leider wird all dies von der Vebowag nicht unterstützt, sie hält an dem überzogenen Kaufpreis fest. Begründet wird dies mit rechtlichen Vorbehalten aus dem bestehenden Erbbaurechtsvertrag mit der BIS, die vor dem Hintergrund der heutigen Situation als Fehleinschätzung einzuordnen sind“, so Bach.

„Trotz der großen Enttäuschung und Ernüchterung kann die BIS die Beweggründe der Montag Stiftungen nachvollziehen“, erklärt Wolf. Auch er sieht seitens der Stadt Bonn keinerlei Unterstützung für die BIS in den letzten Jahren. Und dies, obwohl die unverzichtbare Rolle der Schule für den internationalen Standort Bonn immer wieder betont wurde. Im Gegenteil wird die für das kommende Jahr angekündigte deutliche Pachterhöhung von nahezu 40% durch den Vermieter Vebowag (Eigentümerin ist zu 93% die Stadt Bonn) die Schule vor erhebliche Herausforderungen stellen, deren Auswirkungen konträr zu den Planungen der Stadt Bonn für den Ausbau als internationaler Standort stehen würden.

Sommerprogramm zum Thema Demokratie abgesagt

Im Zuge dieser Entwicklung wird auch das für die kommenden Sommermonate geplante Programm in der Ruine Amerikanischer Club unter dem Motto „Begegnung, Aushandlung, Bewegung“ abgesagt. Dazu gehören u.a. Veranstaltungen von nationaler und internationaler Reichweite, wie z.B. die „Baukulturwerkstatt“ in Kooperation mit der Bundesstiftung Baukultur am 10. September 2025 und der „Tag des offenen Denkmals“ zum Thema Grundgesetz in Kooperation mit der Stiftung Orte der Demokratiegeschichte am 14. September 2025.

Über die Montag Stiftungen

Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Demokratieförderung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung. Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens ist die Carl Richard Montag Förderstiftung, die die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag finanziert.

Über die Bonn International School (BIS)

Die Bonn International School (BIS) entstand aus der Zusammenführung der Bonn American Elementary School, der Bonn American High School sowie der British High School. Sie nahm ihren Betrieb 1997 mit rund 300 Schülern aus 50 Nationen auf. Sie bietet heute eine umfassende Bildung (IB) für Kinder und Jugendliche von der Vorschule bis zur 12. Klasse an. Derzeit kommen 72% der insgesamt ca. 800 Schüler aus ausländischen Familien, deren Elternteile überwiegend in internationalen Organisationen und Konzernen in Bonn arbeiten (u.a. in verschiedenen UN-Organisationen, OCCAR, DHL, Deutsche Telekom, ECMWF und EASA). Ohne dieses Bildungsangebot würden etliche dieser Arbeitnehmer Bonn nicht als Arbeitsplatz wählen. Als Ergänzungsschule erhält die BIS keine Subventionen aus Steuermitteln, sondern finanziert sich ausschließlich aus Schulgebühren.
www.bonn-is.de