Montag Stiftung Urbane Räume

Tag der Offenen Tür in der KoFabrik am Imbuschplatz

Ⓒ Alexander Schneider
Pressemeldung: Bonn, 11. Oktober 2021

Hereinspaziert!

Die Baustelle ist verschwunden, das Gerüst (fast) abgebaut und die Ecke Stühmeyerstraße/Am Kortländer kaum wiederzuerkennen: Die KoFabrik am Bochumer Imbuschplatz ist mit Pionierhaus, den KoBüros, dem Nachbarschaftscafé und der Quartiershalle nun komplett und zeigt sich voller Leben, mit engagierten Menschen und neuen Ideen. Das feierten alle Beteiligten, Mieterinnen und Mieter, der Quartiershallenverein, die Urbane Nachbarschaft Imbuschplatz, die Montag Stiftung Urbane Räume und die Stadt Bochum mit einem Tag der Offenen Tür: Am 8. Oktober ab 14 Uhr waren Neugierige und Interessierte herzlich eingeladen, das Gebäude zu erkunden und die engagierte, vielfältige Nachbarschaft kennenzulernen.

„Ein Haus für nachbarschaftliche Begegnung, kooperatives Arbeiten und urbane Produktion, Sitz für Gründerinnen und Gründer, die sich auch ehrenamtlich im Viertel engagieren -  die KoFabrik hat sich zu einem der spannendsten Projekte der Region entwickelt“, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. „Ich freue mich sehr, dass Stadt gemeinsam mit der Montag Stiftung neue Wege bei der Nutzung einer alten Immobilie gegangen ist. Das Projekt zeigt, wie mit innovativen, modernen und klugen Ideen Immobilien so genutzt werden können, dass sie auch einen gesellschaftlichen Mehrwert leisten. Denn die Idee ist überzeugend: Alle Überschüsse, die die KoFabrik durch die Vermietung von Büros und Ateliers erzielt, fließen in soziale und kulturelle Projekte im und für das Viertel, das sich vom Kortländer bis über den Imbuschplatz erstreckt und in dem rund 4.000 Menschen leben. Und ich hoffe, dies wird auch in 20, 30 Jahren noch so sein.“

Die KoFabrik in Bochum ist das dritte Projekt, das nach dem Initialkapital-Prinzip der Montag Stiftung Urbane Räume entwickelt und umgesetzt wurde. „Die Idee der KoFabrik ist es, unternehmerisches Handeln mit einer gemeinwohlorientierten Entwicklung zu verbinden und so einen Mehrwert für das gesamte Viertel zu schaffen“, erläutert Johanna Debik, Vorständin der Montag Stiftung Urbane Räume.

Die KoFabrik – eine Immobilie für das Gemeinwohl im Quartier

Die KoFabrik am Imbuschplatz wurde im Jahr 2018 von der Montag Stiftung Urbane Räume aus Bonn in Kooperation mit der Stadt Bochum auf den Weg gebracht - als besonderes Quartiersprojekt für nachbarschaftliche Begegnung, kooperatives Arbeiten und urbane Produktion. Dazu hatte die Stadt Bochum das zum Teil denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Eisenhütte einer gemeinnützigen Projektgesellschaft – der Urbanen Nachbarschaft Imbuschplatz gGmbH, die von den Montag Stiftungen aus Bonn finanziert wird – auf dem Weg des Erbbaurechts übertragen. Mittlerweile wurden rund 3,8 Mio. EUR in die Umnutzung und Herrichtung des Gebäudes für das Gemeinwohl im Quartier investiert.

Im Frühjahr 2019 konnten die ersten sorgsam ausgewählten Mieter, kleine Unternehmen, Freiberuflerinnen und Gründer, Projekte und Initiativen die kostengünstigen Räume im Pionierhaus beziehen. Sie haben einen starken Stadtteilbezug und engagieren sich im Rahmen der so genannten „Viertelsstunden“:  Für jeden angemietetem Quadratmeter Fläche investieren Mieterinnen und Mieter Zeit in lokale Projekte für das Gemeinwohl im Viertel.

Nach der Eröffnung des Nachbarschaftscafés STÜH33 im Sommer 2020 ist nun auch der letzte Bauabschnitt der KoFabrik, das Eckgebäude zur Straße Am Kortländer, abgeschlossen.  Das Gebäude wurde um zwei neue Etagen erweitert. Auf dem Gründach betreiben die Stadtwerke Bochum nun eine 20 kW Photovoltaikanlage für grünen Mieterstrom.

Die hochwertigen Flächen bieten Platz für kooperatives Arbeiten und engagierte Unternehmen. Währenddessen ist im Erdgeschoss aus der einstigen Schreinerwerkstatt der Bochumer Eisenhütte eine Quartiershalle für das Imbuschviertel entstanden - ergänzt durch einen Seminarraum, einen Buchladen und ein kleines Fitness-Studio auf der Galerie.

Die Bespielung und Nutzung der Halle und auch des davor liegenden „Quartiersgartens“ durch den eigens gegründeten Verein „Quartiershalle in der KoFabrik e. V.“ garantiert die gemeinwohlorientierte Nutzung und Öffnung fürs Viertel. Dies ist in einer Kooperationsvereinbarung fest verankert. Die Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins werden zusätzlich mit den Überschüssen aus der Vermietung des gesamten Gebäudes unterstützt. „So macht sich die Immobilie dauerhaft mit Räumen für Begegnung, Engagement und Ideen der Nutzer und schließlich auch mit Mitteln aus der Bewirtschaftung für das Viertel rund um den Imbuschplatz und die hier lebenden Menschen nützlich.“, resümiert Henry Beierlorzer, Geschäftsführer der Urbanen Nachbarschaft Imbuschplatz gGmbH.

Kontext – Gemeinwohlorientierte Quartiersentwicklung mit stabilem Fundament

Die gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung der KoFabrik ist vor allem ein Baustein für gute Nachbarschaft, soziales Miteinander und Selbstgestaltungschancen im urbanen innerstädtischen Mischquartier rund um den Imbuschplatz, in dem rund 4000 Menschen leben. Neben der Vernetzung und Arbeit mit den bereits aktiven Initiativen im Viertel gab die Urbane Nachbarschaft Imbuschplatz Impulse für Aktionen für und mit den Menschen aus der Nachbarschaft. In Workshops wurden neue Tische und Bänke für einen neuen Quartiersgarten gebaut und die vernachlässigte Hundewiese vor der KoFabrik verwandelte sich langsam zum saisonalen Wohnzimmer für das ganze Viertel. Kleine Grundstücke vor der KoFabrik, drei mal drei Meter groß, wurden für einen Sommer an „Gutsverwalter*innen“ übergeben, von ihnen frei gestaltet und luden zum gemeinsamen Gärtnern ein. In der Weihnachtszeit organisierten Mieter*innen schon mehrfach einen Adventskalender der zu vielen Aktionen quer durch die Nachbarschaft einlud. Der „Sommer auf dem Imbuschplatz“ ist bereits im zweiten Jahr ein aus den coronabedingten Einschränkungen heraus entwickeltes Freiluftfestival. Es bietet eine Bühne und Plattform für Kultur, Bildung und Begegnung aus dem Viertel und für das Viertel.

Das darum entstandene Netzwerk von Engagierten und Aktiven aus dem Haus und Quartier ist nun Partnerin für den Betrieb der Quartiershalle als nutzungsoffener Freiraum für Ideen, Projekte und nachbarschaftliche Initiativen. Die Halle war allein in den letzten Wochen u. a. schon Veranstaltungsort des interregionalen Kulturspektakels „Rendezvous mit dem Quartier“, einer Recycling-Woche, von Lesungen und Vorträgen und einer kleinen Unkonferenz zum Thema Nachhaltigkeit.

Die Trägerschaft und die Durchführung gemeinnütziger Projekte vor Ort kann nun nachhaltig weitergeführt werden: Der Verein Quartiershalle in der KoFabrik e. V. ist voller engagierter Menschen mit viel visionärem Pioniergeistes und offen für alle, die das Miteinander im Imbuschviertel mitgestalten wollen. Die KoFabrik als gemeinwohlorientierte Immobilie liefert dafür ein dauerhaftes Fundament. Der Verein nutzt die Räume der Quartiershalle wie auch Überschüsse aus der Vermietung für die nachbarschaftlichen Aktivitäten rund um den Imbuschplatz.

Ein Blick in den Gemeinwohlbericht des Projektes zu den Aktivitäten des Corona-Jahres 2020 lässt ahnen, was erst jetzt und in Zukunft mit Fertigstellung der Quartiershalle und der letzten KoBüros möglich wird.

Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung

Die Idee des Prinzips „Initialkapital für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung“ ist, durch Investition in eine Immobilie dauerhaft eine soziale Rendite zu erzielen, die ins Viertel zurückfließt. Die Gewinne, die durch Bewirtschaftung der Immobilie entstehen, kommen Akteuren zugute, die sich für das Gemeinwohl engagieren. Damit werden wichtige Erneuerungsimpulse für den gesamten Stadtteil gegeben. Diesen Ansatz realisiert die Montag Stiftung Urbane Räume seit 2013. Das Pilotprojekt der Samtweberei in Krefeld befindet sich schon seit längerem im gelebten Alltag von Wohnen und Arbeiten, eine NachbarschaftStiftung kümmert sich von hier aus um das gute Zusammenleben im Samtweberviertel.  2016 folgte das Projekt FreiFeld in Halle (Saale), bei dem ein Bürgerpark entstand. Ende Januar 2020 wurde dieser als Schenkung an einen lokalen Verein übertragen, der seitdem verantwortlich für die Nutzung und Bewirtschaftung ist. Seit 2018 ist die Montag Stiftung Urbane Räume mit dem Projekt BOB CAMPUS in Wuppertal und mit der KoFabrik in Bochum aktiv. 2020 wurde das neueste Projekt HONSWERK in Remscheid gestartet.  

Über die Montag Stiftung Urbane Räume

Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitmotivs der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ engagiert sich die Montag Stiftung Urbane Räume als unabhängige Partnerin von Kommunen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen dort, wo Stadtteile von besonderen sozialen und ökonomischen Rahmendbedingungen geprägt sind.

Sabine Milowan
Tel.: +49 (228) 26716-633

Über die Montag Stiftungen

Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.

Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.