Montag Stiftung Denkwerkstatt

Montag Stiftung Denkwerkstatt initiiert Bürgerrat Bildung und Lernen

Ⓒ Susanne Troll
Pressemeldung: Bonn, 28. September 2020

Zukunftsfähige Bildungspolitik durch Perspektivenvielfalt und Partizipation

Erste Online-Dialoge starten am 13. Oktober 2020

Bonn, 28. September 2020 – Neue, nachhaltige Impulse und Ideen einer breiten Öffentlichkeit in die Bildungspolitik zu tragen – das ist das Anliegen des Bürgerrats Bildung und Lernen, den die Montag Stiftung Denkwerkstatt aus Bonn ins Leben gerufen hat. Ziel des neuen Beteiligungsformats ist es, allen Menschen, auch Kindern und Jugendlichen, gesellschaftliche Teilhabe an Bildungsfragen zu ermöglichen. So kann die Einbindung alltagspraktischer Erfahrungen von Bürgerinnen und Bürgern mit dem Bildungssystem wissenschaftliche Expertise sowie politische Entscheidungskompetenzen ergänzen. In einem mehrstufigen dialogischen Meinungsbildungsprozess (Deliberation) werden die Teilnehmenden gemeinsam Lösungen und Ideen für eine chancengerechte und zukunftsfähige Bildungspolitik entwickeln und diese als Empfehlungen an die Verantwortlichen im Bildungswesen aller drei beteiligten Ebenen Bund, Länder und Kommunen geben.

Die Grundgesamtheit des Bürgerrats bilden zufällig ausgewählte bzw. ausgeloste Bürgerinnen und Bürger, die als Querschnitt der Gesellschaft eine sogenannte „Mini-Publik“ repräsentieren und zu gemeinsamen Ergebnissen kommen. Umsetzung und Moderation des Bürgerrats Bildung und Lernen übernehmen im Auftrag der Montag Stiftung Denkwerkstatt die Kooperationspartner IKU_Die Dialoggestalter aus Dortmund und ontopica aus Bonn. Beide Partner bringen umfassende Erfahrung aus der Gestaltung bundesweiter Präsenzveranstaltungen und digitaler Beteiligungsprozesse mit. Beraten und begleitet werden die Akteure im Prozess durch die Wider Sense GmbH. Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft unterstützt den Bürgerrat Bildung und Lernen darüber hinaus mit ihrer langjährigen Expertise aus Bildung und Pädagogik.

Die zunächst auf drei Jahre angelegte Initiative der Montag Stiftung Denkwerkstatt wurde seit längerer Zeit in Abstimmung mit verschiedenen Organisationen, Verbänden sowie Bildungs- und Beteiligungsexpertinnen und -experten vorbereitet und hat durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie an Aktualität gewonnen. Deutlicher denn je wurde in den vergangenen Monaten sichtbar, wo die Schwächen des deutschen Bildungssystems liegen und wo dringender Handlungsbedarf besteht: Bildungserfolg in Deutschland ist immer noch stark von sozialer Herkunft und familiären Ressourcen abhängig. Mangelnde Digitalisierung der Schulen sowie unzureichende Kenntnisse und Erfahrungen von Pädagoginnen und Pädagogen mit virtuellem Lernen treffen auf sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Unterstützungsmöglichkeiten in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen. Der politische Druck auf die Bildungslandschaft wächst.

Zusätzliche Beratungsgrundlage für bildungspolitische Entscheidungen

Der Prozess der gesellschaftlichen Teilhabe ist mit der Vision verbunden, das Bildungssystem und das gesellschaftliche Leben nicht nur zu verändern, sondern zu transformieren. Basierend auf dem Leitbild „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ und der Grundhaltung „Jeder Mensch ist begabt” möchten die Montag Stiftungen besonders die Perspektivenvielfalt fördern. Dies bedeutet, unterschiedliche Erfahrungen, Hintergründe, Ideen und Annahmen einzubeziehen – mit dem Ziel, in einem demokratischen Meinungsbildungsprozess zu reflektieren, was bleiben kann und was sich verändern muss, um eine langfristig zukunftsfähige Bildung für alle zu gestalten. So setzt der Bürgerrat den allgegenwärtigen Filter- und Meinungsblasen die Auseinandersetzung vieler Perspektiven entgegen. In diesem Kontext ist der Bürgerrat Bildung und Lernen kein Ersatz oder Konkurrent für die Gremien der parlamentarischen Demokratie in Bund und Ländern. Die Ergebnisse aus dem Bürgerrat, die Empfehlungen der Bürgerinnen und Bürger, verstehen sich als zusätzliche Beratungsgrundlage für gute bildungspolitische Entscheidungen.

Erste Online-Dialoge ab 13. Oktober 2020 auf buergerrat-bildung-lernen.de

Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehreren ineinandergreifenden Grundelementen und startet am 13. Oktober 2020 mit einer ersten Online-Beteiligung über die Dialog- und Kommunikationsplattform buergerrat-bildung-lernen.de, die ab sofort erreichbar ist. Interessierte finden hier Hintergrundinformationen zum weiteren Verfahren, zu den Themen Bildung und Lernen, zu den Veranstaltern und unterstützenden Organisationen und im weiteren Verlauf aktuelle Berichte aus dem Beteiligungsprozess. Alle sind eingeladen, sich online an der moderierten Ideen-Diskussion zu den Themenfeldern Digitalisierung, Schulbau, Inklusion, chancengerechte Bildung und anderen aktuellen Themen zu beteiligen.

Die Elemente des Bürgerrats Bildung und Lernen sind als Baukastensystem konzipiert, um so im Prozess flexibel auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können und z.B. Prioritäten, die von den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern gesetzt wurden, in die weitere Konzeptentwicklung einzubeziehen. Themen und Aufgabenstellungen bestimmt der Bürgerrat selbst.

Sabine Milowan
Tel.: +49 (228) 26716-633

Hintergrundinformationen

Das Instrument der Bürgerräte zur Klärung gesellschaftlich umstrittener Fragen hat sich bereits in unterschiedlichen Kontexten bewährt: Es geht um Konsenssuche durch stärkere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern. Weithin bekannt geworden sind die nationalen Bürgerversammlungen in Irland zu Themen wie Abtreibung und Gleichgeschlechtliche Ehe. Dieses Format einer Konsenssuche in Gremien, die nach dem Losprinzip zusammengesetzt sind, ist u.a. von dem Politikwissenschaftler David van Reybrouck (2016) sowie der Politologin Patrizia Nanz und dem Soziologen Claus Leggewie (2016) konzeptuell begründet und wurde inzwischen für sehr unterschiedliche Aufgaben und Themen in mehreren Ländern (z. B. auch Kanada, Island, Estland, Belgien) und auf verschiedenen Ebenen (national, kommunal, regional) erprobt.

Über die Montag Stiftungen

Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Orientiert am Leitmotiv der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung. Finanziert wird die projektbezogene Arbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag von der Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens.
www.montag-stiftungen.de

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt berät und unterstützt als Kompetenzzentrum und Impulsgeberin der Carl Richard Montag Förderstiftung die gesamte Stiftungsgruppe. Im Sinne des Leitbilds „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ übernimmt sie die Aufgabe, gesellschaftlich relevante, zukunftsweisende Themen aufzuspüren, die für die strategische Weiterentwicklung der Montag Stiftungen von Bedeutung sein können. Dazu gehören auch die Konzeption, Organisation und Moderation von Veranstaltungen, Beteiligungsformaten, Dialogforen und Werkstätten für unterschiedliche Teilnehmerkreise – für Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete ebenso wie für die allgemeine Öffentlichkeit. Das Team der Denkwerkstatt verantwortet und koordiniert außerdem die übergeordnete Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die interne Kommunikation der Stiftungsgruppe.

Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft

Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. In ihren Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung engagiert sie sich für eine chancengerechte Alltagswelt, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können und die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet. Die Stiftung steht für eine zukunftsgerichtete Schulbau- und Lernkultur, in der Pädagogik und Architektur Hand in Hand gehen, die inklusive Bildungseinrichtungen als Ganzes in den Blick nimmt und individualisiertes Lernen und Selbstwirksamkeit fördert.

Zahlreiche eigene Projekte, Fachbücher und Publikationen vereinen Erkenntnisse und Erfahrungen aus Forschung, Lehre und Praxis. Darüber hinaus ist die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft seit vielen Jahren Kooperationspartnerin von Bildungseinrichtungen, Institutionen, Vereinen und Kommunen und gilt als wichtige Impulsgeberin in der aktuellen schul- und bildungspolitischen Diskussion. Zu den jüngsten Veröffentlichungen gehören die Handbücher zur Inklusion („Inklusion vor Ort“, „Inklusion auf dem Weg“ und „Inklusion ist machbar“) sowie das Handbuch „Schulen planen und bauen 2.0“ und die „Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland“.